Sonntag, 7. August 2011

ewigen Kraft der Natur

Langsam glitt der schmale Kahn über den ruhigen Fluss. Das Licht der Sterne spiegelte sich in den sanften Wogen, wie hunderte von Glühwürmchen schwebten sie um die silbrige Aureole des Mondes. Behutsam teilte er mit seinem Ruder das Wasser, still und stumm. Die dunklen, schimmernden Wälder, die das Flussbett säumten, verrieten Schutz und doch auch Bedrohung zugleich.
Der dunkelblaue Himmel war klar und schien weise zu lächeln.
Das war es, was er an der Nacht so liebte. Sie war ruhig, still, in sich ruhend. Die silbrige Schönheit ergötzte ihn um so viel mehr als das hektische, grelle Licht des Tages.
Wortlos hielt er inne und ließ das sanfte Strahlen über sein Antlitz wandern. Sein helles Gesicht leuchtete, doch die Lichtnadeln verschwanden in seinem rabenschwarzen Haar. Als er die Lider wieder hob, blitzten kurz seine dunkelgrünen Augen auf, bis er sich wieder auf den stillen Strom konzentrierte.
Stundenlang schob sich der spitze Bug um die Kurven, bis sich im Osten ein roter Schein über die schneebedeckten, fernen Gipfel schob.
So waren nun die ruhigen Stunden der Finsternis vorbei und die Zeit der Taten erhob sich über das Land.
Die Zeit des Verstandes, der festgelegten Regeln.
Das Gegengewicht zur losgelösten Freiheit der Phantasie, die unter den Fittichen der Sterne zu ihrer vollen Blüte wuchs.
Nun wurde es Zeit, zu entscheiden. Suchte er seinen Weg durch die wachsamen und misstrauischen Blicke der Menschen, oder verbarg er sich im Schutze des grünen Blätterdachs, um erneut auf die Nacht zu warten?
Für ihn war es keine wahrhaftige Frage.
Er gehörte nicht zu den Menschen, wenn er auch als einer der ihren geboren ward. Seine Seele gehörte der unbeschwerten, ewigen Kraft der Natur.
Er zog den Kahn an Land, versteckte ihn unter einem Wall von Erde und Laub und rollte sich im Schatten eines hohen Baumes zusammen.
Die wuchtige Macht des Tages schien ihn zu erdrücken, während die melodische Nacht sein unruhiges Herz heilte.
Auch wenn der Schlaf nicht zu kommen gedachte, erwartete er dennoch geduldig und regungslos die beruhigende Dunkelheit, um seinen ewigen Weg in die Glückseligkeit fortzusetzen. 



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